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Was macht den Mann zum Mann

Männer-Mythen auf dem Prüfstand

Das World Wide Web ist voll von gutgemeinten Ratschlägen mehr oder weniger qualifizierter Männer-Experten. Blogger teilen uns tagtäglich fleißig mit, welches Outfit und welcher Haarschnitt den Mann zum Mann macht und Influencer bläuen uns auf Insta und Co ein, dass Männlichkeit mit luxuriösen Urlauben in möglichst kurzen Neon-Shorts gleichzusetzen ist. Im Grunde handelt es sich bei all diesen Ratschlägen um Verhaltensrichtlinien, die dir bei den Ladies bessere Chancen bieten sollen. Aber sollten wir uns wirklich vorgeben lassen, wer wir sind? Bleibt uns nichts anderes übrig, als uns artig an die gesellschaftlichen Vorgaben anzupassen und mit dem Strom zu schwimmen?

Wir räumen endlich auf mit dem Unfug und entlarven fünf bekloppte Glaubenssätze, die Männer angeblich zu Männern machen.

1 Männer haben Erfolg – und zwar alle

Im Leben eines Mannes reicht es nicht aus, zielstrebig zu sein. Erfolg muss her – und zwar bitte vor dem dreißigsten Lebensjahr. Geld regiert die Welt – und Einfluss und Macht sind erstrebenswerte Ziele im Leben eines echten Kerls. Wer durch das Raster fällt, ist eben eine Memme, ganz nach dem Motto „Friss oder stirb“.

Was uns bereits in der Schule eingebläut wird, zieht sich durch unser ganzes Leben. Ohne Rücksicht auf Verluste wird die Karriereleiter Sprosse für Sprosse erklommen und wenn der gute Herr schweißüberströmt oben angelangt und sich die Fetzen seiner Widersacher von den Ellbogen wischt, bleibt keine Zeit zu verschnaufen. Denn jetzt ist es an der Zeit, privaten Erfolg zu verzeichnen: Eine Deko-Blondine, ein dickes Auto, ein Haus mit Pool. Lebensversicherung, private Rentenvorsorge, ein bis zwei Kreuzfahrten pro Jahr – und langsam ist es an der Zeit, eine gute Zahnversicherung abzuschließen. Ohne American Smile kein Erfolg, ist ja logisch. Kinder, Enkelkinder und dann ab ins Fünf-Sterne-Pflegeheim. Kurzer Rückblick auf’s Leben. Ein Achselzucken. Leben: Flop, Eindruck: Top. Das ist ja das Wichtigste. Warten auf den Tod, – tot.

Hand auf’s Herz, liebe Gents: Diese Vorstellung ist der Horror. Männer sind nicht durchweg erfolgreich und Männer schlagen auch nicht im Rudel den gleichen Lebensweg ein. Und Männer, die Fehler machen, Zeit verlieren oder andere Wege gehen, sind keine Luschen, sondern entweder faul – oder einfach ein bisschen schlauer als der Rest. Wer weiß das schon so genau.

2 Männer sind rational – und zwar immer

Emotionalität ist Frauensache. Echte Kerle spucken auf emotionale Ausbrüche, halten ihre Gefühle strikt unter Kontrolle und entscheiden durchweg mit der Birne. Und gerade dieser Umstand bietet den ECHTEN KERLEN einen entscheidenden Vorteil gegenüber allen Ladies. Denn während der BOSS LADY bei dem Gedanken daran, dass ihr Nagellack sich mit dem Bezug ihres Chefsessels sticht, die Tränen kommen, bleibt der Herr der Schöpfung super gelassen und konzentriert sich auf die wesentlichen Dinge. Und auch im Privatleben ist der rationale Mann im Vorteil: Denn während Frauchen sich nach einem Streit Gedanken macht, entscheidet er ganz gefühlfrei, ob sich das Weiterführen der Liason lohnt oder nicht. Den Scheidungsbrief übergibt dann seine Sekretärin.

Ironie aus. Rationalität ist ein Charakterzug, auf den Männer kein Patent angemeldet haben. Wir bläuen unseren Söhnen von Kindesbeinen an ein, dass Mädchen und Jungen sich besonders im Bezug auf rationales Denken unterscheiden würden. Dabei käme kein Kind der Welt jemals auf die Idee, diesen Unterschied von selbst zu benennen.

Wir halten also fest: Diese Rollenzuschreibung ist absolut sinnlos und die besagte Eigenschaft trifft auf einige Menschen zu, auf andere eben nicht. Ende der Geschichte.

3 Männer sind das stärkere Geschlecht – Frauen das schwache

Echte Männer sind Jäger, Kämpfer, Beschützer und ultra-harte Burschen in einem. Ihre Lebensaufgabe besteht darin, ihr Herzblatt vor allen Widrigkeiten des Lebens zu beschützen und sie auf Händen zu tragen. In Problemsituationen sind Worte unnötig, sie lassen die Fäuste sprechen. Und während DER ECHTE KERL auf seinen Konkurrenten eindrischt, die Ehre seiner Lady verteidigt – oder seine eigene (kommt ganz auf den Standpunkt an) – und niemals müde wird, mit voller Power ganz dem Berserker-Modus verfällt, glänzen die Augen seiner Lady vor Stolz auf ihren ach so starken Partner.

Auch damit räumen wir auf, liebe Gents. Kein Mann hat sich auf die Stirn tätowiert, wild um sich zu schlagen wie ein Tier. Brüllen und kämpfen ist wohl kaum männlich, sondern eine Sache der falschen Erziehung. Viel Grips erfordert das jedenfalls nicht, da sind wir uns wohl alle einig.

Natürlich gefällt es den Ladies, einen Mann an ihrer Seite zu haben, an dessen Schulter sie sich anlehnen können. Trotzdem sollte unser Geschlecht uns nicht vorschreiben, dass der Mann vierundzwanzig Stunden in Alarmbereitschaft zu sein und seine Liebe durch gekünstelte Eifersuchtsanfälle und wilde Schlägereien zu beweisen hat.

4 Männer wollen und können immer – basta

Während die Ladies nach einem langen Arbeitstag seit jeher Kopfschmerzen und andere Wehwehchen vortäuschen oder klipp und klar ansprechen, dass sie einfach keinen Bock haben, hat der echte Kerl immer Lust zu haben. Die Medien verkaufen uns den Mann als absoluten Lustmolch, dem die Hose allein beim Anblick einer hübschen Dame eng wird und der beim ersten Date nur das eine im Kopf hat.

Auch wenn Sex als die wohl schönste Sache der Welt gilt, sollten wir doch mal innehalten und uns überlegen, ob der Mann wirklich IMMER den aktiven Part zu übernehmen hat oder sich auch mal fallen lassen kann. Klingt plausibel? Das ist es auch! Denn Männer sollten auch die Freiheit haben, einmal keine Lust zu verspüren oder abzuwarten, ob Madame den ersten Schritt macht. In einer gleichberechtigten Beziehung ist das durchaus angebracht und auch völlig in Ordnung. Wenn euch also nach einem langen Tag der Sinn nach einem kühlen Bier und einem Fußballspiel im Fernsehen steht, dann steht euren Mann und setzt euch nicht weiter unter Druck, stattdessen loslegen zu müssen.

5 Männer gehen Risiken ein – und zwar liebend gern

Männer lieben Action und Abenteuer und es juckt ihnen permanent in den Fingern, neue Wege zu gehen. Ganz nach dem Motto: No risk, no fun. Das ganze Leben ist ein Glücksspiel und wer was erreichen möchte, muss auch mal ein Risiko eingehen. Echte Männer wissen das natürlich und greifen auf die ein oder andere – kluge oder dumme – Weise nach den Sternen. Frauchen steht kopfschüttelnd daneben und kann diese Vorgehensweise so gar nicht nachvollziehen. Klar, sie ist ja auch eine sicherheitsbedürftige Frau. Und da Mann und Frau sich in unserer Vorstellung optimal ergänzen, gleicht der Mann das Sicherheitsbedürfnis seiner Herzensdame perfekt durch seine draufgängerische, oft wenig durchdachte Art aus. Er ist eben ein Macher, kein Denker.

Spaß beiseite: Um sich weiterzuentwickeln, sollte man seine Komfortzone verlassen. Das ist vollkommen richtig, gleichzeitig aber auch nicht geschlechterspezifisch. Dass echte Kerle aber von Geburt an nach Risiko streben, ist völlig daneben. Denn welche Frau wünscht sich einen Partner an ihrer Seite, der das Leben als Glücksspiel betrachtet? Keine einzige. Mehr gibt es dazu wohl nicht zu sagen. Ihr könnt euch also entspannen, liebe Gents, und weiter eurem langweiligen Alltag frönen.

Wir halten fest: Feste Rollenzuschreibungen sind Humbug. Was den Mann zum Mann macht entscheidet immer noch einer: nämlich der Mann selbst. Punkt.

Vanessa ist studierte Germanistin/Schwerpunkt Literaturwissenschaft mit dem Nebenfach Geschichtswissenschaften/Schwerpunkt Geschlechtergeschichte. Ihre Leidenschaft für Geschichten jeglicher Art und ihre Liebe zur deutschen Sprache entbrannten bereits in der Grundschule. Heute ist sie Chefredakteurin des GENT'S Magazins und geht ihrer Passion, dem Schreiben, nach. Ihr Ziel: Rollenklischees aufbrechen und Menschen dazu inspirieren, über den Tellerrand zu schauen.

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